Auf ins Gefecht – der Friseurbesuch

Hallo zusammen,

am Abend sind wir pünktlich in Hiroshima angekommen und haben noch ein wenig die Stadt erkundigt. Am nächsten Tag sollte es dann erstmals auf unserer Reise zum Friseur gehen. Im Internet gab es nicht viele Informationen darüber, also Beine in die Hand und einfach mal mit offenen Augen durch die Umgebung laufen. Carolyns Ziel war der Haaransatz färben und meiner einer sollte seine Mähne gestutzt bekommen. Generell möchte man ja immer qualitativ gute Leistung für möglichst wenig Geld, also haben wir erstmal Preise verglichen. Beim Färben nahmen sich alle nicht viel, aber der Einstiegspreis von 30 Euro für einen einfachen Herrenhaarschnitt war dann doch größer als gedacht.
Also ging es erstmal nur für Carolyn zum Haare färben. Wir ohne Japanischkenntnisse, im Friseurladen niemand ohne Englischkenntnisse, konnte ja nur gut gehen. Mit Händen, Farbvorlagen und Taschenrechner erklärten wir das wie, was, wo und schon saß Carolyn auf dem Friseurstuhl und ich im Wartebereich. Von da konnte ich sehen, wie die Friseurin die Haarfarbe aus mehreren Plastikflaschen zusammenmixte. Als Laie sah das Ergebnis für mich viel zu hell aus und ich bangte schon um das Ergebnis und malte mir schon die schlimmsten Ereignisse aus. Carolyn dagegen saß völlig entspannt auf dem Stuhl und hatte vollstes Vertrauen in das Tun der Friseurin.
Eine Stunde später dann die Erlösung: Der Haaransatz hatte die gleiche Farbe wie der Rest, der Frisur und Frauchen war auch sehr zufrieden. 60 Euro weniger in der Reisekasse dafür war aber mein Ruhepuls wieder erreicht, passt!

Allerdings sah ich nach wie vor noch immer strubbelig aus. Ich erinnerte mich an einen „Haarschnitt für 1000 Yen (ca. 7,40 Euro) in 10 Minuten“ Frisör, den ich im Internet gesehen hatte. Nach kurzer Adressrecherche im Hotel ging es gegen Abend dann dort hin. Auf der Fahrt in die Friseurrarena überlegte ich schon wie ich den Kampf erfolgreich gestalten könnte. Ich sprach immerhin zwei Sprachen und war der Mann mit dem Geld in der Tasche. Soviel die Theorie, die Praxis sah natürlich ganz anders aus. Vorteil zwei war kurz nach dem Betreten der Arena direkt verflogen, denn zuerst kauft man an einem Automaten eine Eintrittskarte. Somit wurde also erst bezahlt, bevor geschnitten wurde. Anschließend platzierte ich meinen Hintern auf dem nächst freien Gladiatorenplatz. Sobald Nummer 1 dran war, rückte jeder einen Stuhl weiter. Während der Wartezeit konnte man schon mal die beiden anwesenden Meister ihres Faches bewundern. Eine weiblich, sehr gut gelaunte und Freude ausstrahlende Kriegerin und ein junger männlicher Krieger. Dieser war wohl so im selben Alter wie ich, verzog absolut keine Miene und so wurde ich von seiner ganzen Motivation fast geblendet. Bei meinem Glück war klar, dass genau er mein Gegner um einen neuen Haarschnitt sein sollte. Also auf in den Kampf!

Meine vermeintlichen Sprachvorteile entpuppten sich dann auch als leere Luft, denn mein Kontrahent sprach nur Japanisch. Zusätzlich war sein Vorteil nun, dass er am Ende nicht mit der finalen Frisur herumlaufen musste. Also mittels Händen, Kopf und Smartphone Fotos seine Angriffsfläche erläutert und los ging es. Die Technik war eine völlig andere als die ich in Deutschland gewohnt war und ich überlegte mir schon, ob ich am Ende die „Einfach alles 6mm“-Karte ausspielen müsste.

Frisörbesuch

Die Kampfdauer von 10 Minuten war schon überschritten und noch immer wirbelte er in der festgelegten Angriffsfläche herum. Nach kurzer Zwischenanweisung an der Front nochmal die Schere anzulegen war die Schlacht dann auch vorbei. Das Ergebnis war etwas anders als gewohnt, ich war allerdings trotzdem zufrieden. Glück für ihn und auch meine Frau, denn sie hatte so einen gut gelaunten Mann wieder. Zuletzt wurde man dann noch mit einer Art Staubsaugerrohr aus dem Schrank von den gefallenen Haaren am Kopf befreit.

Somit waren beide Friseurbesuche ein voller Erfolg und ich muss wohl frühestens in Thailand den nächsten Kampf bestreiten.

Viele Grüße
Christopher

 

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