Kyoto – Affen, Kultur und Fußball

Impressionen aus Kyoto_3Gude aus Japan,

Mensch wie die Zeit vergeht. Nun ist unser Aufenthalt in Kyoto schon fast wieder um. Kyoto ist für mich eine sehr tolle Stadt, die auf einer Japanrundreise nicht fehlen sollte. Im 2. Weltkrieg aufgrund seiner Kulturschätze von den Luftangriffen verschont, existieren somit noch allerhand alter Tempel und Gebäude. Auch wenn über die Jahre viele Gebäude neueren Bauten weichen mussten hat die Stadt irgendwie etwas. Umgeben von Bergen, die bis zu 1000m hoch sind liegt die Stadt in einem Talkessel und sieht von oben einfach nur wunderschön aus. Gelegenheit uns die Stadt von einem Berg anzuschauen hatten wir beim Besuch des Arashiyama Monkey Parks.

Kyoto von oben

Hier leben ca. 130 Japanmakaken in freier Wildnis und spazieren friedlich zwischen den Besuchern herum. Beim Füttern reicht man das Essen den Affen aus einem Haus heraus durch Gitter. Wie im Zoo, nur das man in dem Fall selbst im Käfig steht. Ich hätte hier Stunden verbringen können und den Affen bei ihrem Tun den ganzen Tag zuschauen können. Besonders der kleine Nachwuchs hatte es einem angetan.
Arashiyama Monkey Park_5

Arashiyama Monkey Park_9

Gegen Abend flanierten wir dann noch durch die Shoppingmeile und gönnten uns ein All-you-can-eat Buffet, bei dem man sich an Pizza, Nudeln und Salat nach Belieben bedienen konnte.
Freitag sollte dann nach der Affenkultur am Vortag mal Tempel bzw. Schreinkultur auf dem Programm stehen. So besuchten wir gegen Mittag den Fushimi Inari-Taisha Schrein im Osten Kyotos. Auf dem Weg vom Fuße des Berges bis an die Spitze geht man durch tausende rote Torii. Torii sind Elemente der traditionellen japanischen Architektur und als solche reale oder symbolische Eingangstore eines Schreins (geklaut von Wikipedia). Jedes dieser Torii ist in dem Fall eine Spende von Einzelpersonen, Familien oder Unternehmen. Das ständige Bergauf und Bergab ist besser als jedes Fitnessstudio. Der Trainingseffekt dürfte sich aufgrund zweier Eisportionen an diesem Tag allerdings in Grenzen gehalten haben. Da dieser Staffellauf wesentlich länger dauerte als gedacht war es das auch schon mit unserem Kulturprogramm an diesem Tag.
Fushimi Inari-Taisha_1

Fushimi Inari-Taisha_5

Samstag war dann mein persönlich schönster Tag in Kyoto. Als wir am Vortag bei der Post waren, hatte ich gesehen, dass alle Mitarbeiter Trikots vom städtischen Fußballverein Kyoto Sanga F.C. anhatten. Mal eine etwas andere Dienstkleidung. Ich erinnerte mich an mein Vorhaben in jedem Land ein Fußballspiel besuchen zu wollen, was ja bisher so überhaupt nicht geklappt hatte. Wie der Zufall so wollte, hatte Kyoto ein Heimspiel am Samstag um 13:00 Uhr gegen den FC Gifu. 2. Japanische Liga, 18er gegen 19er bei 22 Mannschafften in der Liga, Abstiegskampf pur war also angesagt.
Also machten wir uns verkleidet als Eintrachtfans auf dem Weg ins Stadion. Kaum mit dem Zug angekommen, fühlte es sich an wie daheim. Aus dem Zug raus, anstehen an der Treppe zur Unterführung, durch die Unterführung und auf der anderen Seite wieder raus und Richtung Stadion. Und doch war es völlig anders. Schal? Trikot? Irgendetwas anderes was die Zugehörigkeit zum Verein symbolisiert? Fehlanzeige! War bei absolut keinem der Leute die mit uns liefen zu entdecken. Sah eher aus wie eine Familienveranstaltung. Kurz vorm Stadion durfte dann meine obligatorische Dose Bier nicht fehlen. Aber auch hier war ich weit und breit der Einzige der überhaupt irgendetwas getrunken hat. Vorm Stadion konnte man dann doch die ersten Personen erblicken, deren Outfit an ein Fußballspiel erinnerte. Als Tageskasse dienten ein paar aufgebaute Zelte, statt Bratwurst im Brötchen gab es eine Schüssel Nudeln zu kaufen und alle paar Meter stand ein Ordner der irgendetwas durch sein Megaphon erzählte. Polizei war weit und breit nicht zu sehen und am Eingang zum Block wurde man nicht mal abgetastet. In Europa überhaupt nicht vorzustellen.
Wir entschieden uns für die Heimkurve um a.) etwas an Stimmung einzuatmen und b.) weil es die billigsten Plätze waren. Also doch eine Gemeinsamkeit zum europäischen Fußball. Die Kurve halbwegs gefüllt, was zur Zuschauerzahl von ca. 10800 im 20.588 fassenden Kyoto Nishikyogoku Athletic Park Stadium passte. Die Stimmung selbst war ganz gut in der Heimkurve und man konnte das ein oder andere Lied auch mitsingen. Ob man nun genau das sang, was alle anderen sangen, blieb ungeklärt. In der Kurve dominierten dann auch die heimischen Vereinsfarben, so dass man nun auch optisch bei einem Fußballspiel angekommen war. Auch der gegenüberliegende Gästeblock konnte mehrmals sowohl akustisch als auch optisch auf sich aufmerksam machen. Das Spiel selbst ging 0:0 aus, da die wenigen Chancen auf beiden Seiten kläglich vergeben wurden. Aber um das Spiel ging es uns nur zweitrangig. Es war einfach klasse nach fast 5 Monaten endlich mal wieder Stadionatmosphäre in dieser 1942 erbauten Betonschüssel aufzusaugen.
Kyoto Sanga F.C. - Heimkurve_3

Am Abend waren wir dann zum Abendessen beim Vermieter unseres kleinen Apartments eingeladen. Da sich Carolyn ein wenig den Magen verstimmt hatte, ging ich allein zum ausgemachten Treffpunkt. Shigeru verspätete sich um ein paar Minuten, da er schwer mit Kochen beschäftigt war. Neben mir waren auch alle weiteren Gäste seiner Apartments eingeladen. Und so saßen neben mir Menschen aus folgenden Ländern am typischen flachen japanischem Tisch: Japan, Norwegen, Indonesien, Frankreich und Singapur.
Abendessen bei Shigeru (hinter mir)

Essen war spitze und Shigeru kochte so viel, dass man gar nicht wusste wohin mit allem. Nach dem Essen musste es natürlich noch zum Karaoke Singen gehen. So trällerte man abwechselnd und gemeinsam zu Liedern von Bruno Mars, The Offspring, den Village People und vielen weiteren bis kurz nach Mitternacht.

Am heutigen Sonntag legen wir nun einen Ausruhsonntag ein, bevor es morgen mit dem Bus nach Hiroshima geht.

Bis die Tage

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