Tagebau, Salpeterwerke und wieder nach La Paz

Humberstone Salpeterwerke - EingangUnser Wecker klingelte bereits um 2:30 Uhr. Das Reinigungsritual hatte ich bereits am Vorabend erledigt, Carolyn quälte sich zu früher Stunde unter die Dusche. Beim Auschecken um 3:30 Uhr gab es eine Tüte Frühstück inkl. Getränke für uns mit auf die Fahrt. So ein Service mitten in der Nacht ist einfach nur fantastisch. Wir schlichen also bei Temperaturen knapp unter Null durch Uyuni Richtung Busbahnhof. Glücklicherweise konnten wir nach wenigen Minuten einsteigen und der Kälte entfliehen.
Denkste! Der Bus verfügte weder über Klima noch Heizung. Also ist es innen nur minimal wärmer als draußen. Und bis die Sonne aufgehen würde, sollten noch mindestens drei Stunden verstehen. Es war kalt, um nicht zu sagen arschkalt im Bus. Carolyn fror von rechts nach links auf ihrem Sitz und ich bewegte meine Beine und stellte die Kopfjukebox an und sang vor mich irgendetwas hin um die Kälte zu vergessen. Dazu kam, dass der Bus nun nicht unbedingt den neusten Eindruck machte und die Straße auch schon mal ebenerdiger war. Nach ca. 1,5 Stunden erbaten wir uns eine Decke vom Busfahrer und konnten dann die Augen doch nochmal schließen. Gegen 7:40 Uhr erreichten wir die Grenze nach Chile. Wir stiegen aus dem Bus und wärmten uns in der Sonne und genossen das Frühstück unseres Hostels.

Bolivianischer Bus
Der Grenzposten öffnete gegen 8:30 Uhr sein Büro. Trotzdem ging alles sehr langsam voran. Nachdem wir den Ausreisestempel im Pass hatten, ging es mit dem Bus Richtung chilenischem Grenzposten. Auf halber Strecke hielten wir an um auf den Bus aus Chile zu warten. Und wir warteten und warteten und warteten. Irgendwann kam dieser dann an und wir mussten uns die Grenzformalitäten in Chile unterziehen. Das übliche inkl. Hundekontrolle und manueller Gepäckdurchsuchung. Mit allem Drum und Dran verbrachten wir vom Erreichen der bolivianischen Grenze bis zur Abfahrt in Chile nach Calama gute vier Stunden. Die Qualität des Buses war ein Unterschied wie Tag und Nacht und so holperten wir aufgrund der schlechten Straße im modernen Bus den Großteilteil der Strecke nach Calama.
Dort angekommen liefen wir zu unserer Unterkunft und wurden damit überrascht, dass wir das Frühstück am nächsten Tag aufs Zimmer geliefert bekommen würden. Weltklasse!
Frühstück im Bett
In der Gästeküche der Unterkunft entdeckten wir einen Sandwichtoaster. Dieses Gerät löste fast einen Jubelsturm aus, da wir darauf so richtig Lust hatten. Also kauften wir für zwei Tage im nahegelegenen Supermarkt alle Zutaten ein und ernährten uns zwei Tage von Sandwichtoast (abgesehen vom Frühstück). Wie so ein kleines einfaches Gerät den Menschen doch glücklich machen kann 🙂
Am Folgetag ging es für uns zum Codelco Besucherzentrum in der Stadt. Hier haben wir uns am Vortag über die Rezeption für die kostenlose Tour zum größten Kupfertagebau „Chuquicamata“ der Welt angemeldet. Mit Warnweste und Helm konnte es dann im modernen Reisebus in die 15 Kilometer entfernte Miene losgehen. Die Miene macht von oben einen gigantischen Eindruck.
Chuquicamata - größter Tagebau der Welt_1
Die Transporter benötigen von unten bis nach oben 75 Minuten und verbrauchen dabei 3 Liter Benzin pro Minute. Diese sind sieben Meter hoch und allein die Reifen messen 3,90 Meter. Ein solches Gefährt kostet schlappe fünf Million Dollar.
Chuquicamata - LKW_2
Unsere Führerin erklärte alles ausführlich in Spanisch und englisch. Auch wenn wir nicht alles verstanden haben, war allein der Anblick die Tour wert. Der Bus steuerte uns noch etwas über das Firmengelände bis zur seit 2008 verlassenen Arbeiterstadt Chuquicamata. Die Bewohner der Stadt (Arbeiter mit ihren Familien) wurden alle nach Calama umgesiedelt weil dort u.a. direkt unter der Stadt ebenfalls Kupfer entdeckt worden ist. Seitdem ist die Stadt eine Geisterstadt und einige Gebäude werden noch für Verwaltungszwecke der Firma genutzt.
Chuquicamata - verlassende Stadt_1
Danach ging es wieder zurück zum Besucherzentrum in die Stadt. Etwas schade fanden wir, dass wir nicht die Möglichkeit hatten, einige der großen Fahrzeuge mal aus der Nähe zu sehen bzw. ein typisches Touristenfoto neben so einem Gigant zu machen.
Wir machten noch einen Spaziergang zurück zu unserer Unterkunft und stellten hierbei fest, dass Calama ansonsten genauso trist wie Uyuni ist. Einen Besuch der Stadt selbst können wir daher nicht empfehlen. Sollte sie aber auf der Route liegen, ist ein Besuch von Chuquicamata durchaus empfehlenswert.

Bereits am nächsten Tag ging es mit dem Bus weiter nach Iquique. Endlich wurde es mal wieder etwas schöner und die Stadt wusste durchaus zu gefallen, auch wenn wir nicht wirklich viel gesehen haben. Hauptziel war am nächsten Tag die Humberstone Salpeterwerke knappe 50 Kilometer außerhalb der Stadt. Touranbieter bieten den Besuch für 18.000 bis 25.000 CLP (1 Euro = 770 CLP) an. Wir machten aber unser eigenes Ding und suchten uns einen Bus in der Innenstadt. So bezahlten wir für Hin- und Rückfahrt inkl. Eintritt nur 7.000 CLP. Vor Ort war der fehlende Guide auch nicht hinderlich, da alle Erklärungen auch in Englisch verfügbar waren. Außerdem war auch hier mehr das reine Besichtigen der seit 1960 stillgelegten Anlage interessant.
Neben der Produktionsstätte selbst gab es für die Bewohner in der kleinen Stadt neben ihren Wohnhäusern alles was man so zum Leben brauchte. Von einem Supermarkt über eine Kirche, einem Theater bis zu einem Schwimmbad.

Humberstone Salpeterwerke - Badezimmer eines Hauses

Humberstone Salpeterwerke - Schwimmbad
Am Nachmittag erreichten wir schließlich Iquique, schauten uns noch etwas die Stadt an bevor wir noch ein bisschen Organisation für die nächsten Tage erledigten. Am Abend gab es dann nochmals einen leckeren Burger und eine viel zu große Portion Pommes. Nach dem Essen haben wir uns geschworen, die nächsten 10 Tage auf Pizza, Burger und Co zu verzichten, da diese die letzten zwei Wochen zu oft auf unserem Speiseplan standen.

Am Freitag schliefen wir uns und flogen am Nachmittag nochmals nach La Paz um am folgenden Tag zum Titicacasee aufzubrechen. Praktischerweise war der Busanbieter mit dem wir schon gute Erfahrung in Bolivien gemacht haben direkt neben dem Hotel und so buchten wir dort unsere Tickets und sollten am Folgetag auch direkt am Hotel abgeholt werden.
Vor dem Abendessen war nun Carolyn mit dem Aufsuchen eines Arztes dran, da sie seit einer Woche an einer Blasenentzündung litt. Der Rezeptionist empfahl uns einen englischen sprachigen Arzt direkt ins Hotel kommen zu lassen, da es Freitagsabends nicht ganz einfach wäre irgendwo dran zu kommen. War zwar nicht die billigste Variante, aber die Einfachste und schließlich haben wir ja nicht umsonst eine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen. Gute 45 Minuten später hat man sich seitens des Arztes nicht lumpen lassen und es standen neben dem Arzt selbst noch zwei Schwestern vor der Tür mit voller Ausrüstung.
Sowohl der Arzt als auch die eine Schwester sprachen perfekt Englisch, waren super nett und wir fühlten uns super aufgehoben. Mit erfolgreicher Kommunikation im Krankheitsfall fühlt man sich direkt viel besser als sich mit Händen und Füßen über die eigene Gesundheit zu unterhalten mit dem Zweifel ob denn der Gegenüber einen richtig versteht. Der Arzt bestätigte Carolyns Verdacht, schickte uns zur Apotheke mit dem Ergebnis, dass Carolyn ein paar bunte Pillen nun ihr Eigentum nennen darf. Am Abend gingen wir noch im Hoteleigenen Restaurant Essen und hatten eine der besten Mahlzeiten der letzten Wochen.

Am heutigen Tag sind wir gegen Mittag in Copacabana angekommen. Hierbei handelt es sich nicht um den berühmten Strand in Rio de Janeiro, sondern einen kleinen Ort am Titicacasee, kurz vor der peruanischen Grenze. Hier werden wir am morgigen Sonntag die Isla de Sol besichtigen und am Montag weiter nach Peru fahren.

Fährboot für den Bus

Bis dahin senden wir euch liebe Grüße in die Heimat
Christopher & Carolyn

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